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Dass die Einführung eines digitalen Euros der Europäischen Zentralbank (EZB) ein ernstes Anliegen ist, dürfte spätestens seit Anfang des Jahres niemand mehr bestreiten. Denn während der Online-Veranstaltung „Reuters NEXT“ verdeutlichte die EZB-Chefin Cristine Lagarde Anfang des Jahres, dass die Einführung einer digitalen Währung in den nächsten 5 Jahren vollständig umgesetzt sein soll. Als Vorbild dürfte dabei das Land China dienen, welches so lange mit der Einführung beschäftigt war. Tatsächlich spielen laut einer Studie der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) von Anfang 2020 etwa 70 Prozent aller weltweiten Zentralbanken mit dem Gedanken der Einführung eines digitalen Vollgeldes. Erst kürzlich verkündeten die Finanzminister Deutschlands und Frankreich auf einer Pressekonferenz, dass beide Länder nun ein Pilotprojekt zur Einführung eines digitalen Euro starten wollen (sieh u. a. hier).

Während viele Mainstream-Ökonomen diese Entwicklung begrüßen, möchten wir uns allerdings im nachfolgenden Artikel auch einmal mit der Schattenseite dieses Vorhabens befassen, denn das digitale Zentralbankgeld bürgt auch viele Gefahren für das gesellschaftliche sowie wirtschaftliche Leben von uns allen. Insbesondere die Privatsphäre, der Datenschutz und auch unser Wohlstand können durch diese Entwicklung gefährdet sein. Zum Schluss werden wir uns einmal anschauen, wie sich jeder einzelne auf entsprechende Eventualitäten vorbereiten kann.

Das CBDC: Mehr als eine Reform des Währungssystems

Doch zunächst der Reihe nach. Was genau ist das Central Bank Digital Currency (kurz: CBDC)? Übersetzt heißt diese Abkürzung nichts weiter als Digitales Zentralbankgeld. Es gibt zwei Arten von CBDC:

  • Das Retail-CBDC
  • und das Whole-CBDC.

Während es sich bei dem Retail-System um öffentlich für jedermann zugängliches Zentralbankgeld handelt, behält das Whole-CBDC den Zugang nur speziellen Finanzinstitutionen, wie z.B. Banken vor. Während sich also unter dem Whole-System keine bedeutenden Änderungen unseres Währungs- und Finanzsystems ergeben würde, würde das Retail-CBDC eine fundamentale Entwicklung mit sich bringen. Demzufolge wollen wir uns in diesem Beitrag auch explizit mit letzterem befassen.

Wie sieht unser Geldsystem momentan überhaupt aus?

Zunächst einmal gibt es derzeit drei Arten von umlaufendem Geld:

Das Bargeld, mit dem wir tagtäglich bezahlen, ist das einzige gesetzliche Zahlungsmittel in Europa. Es kann und wird nur von der Zentralbank, also der EZB emittiert. Dabei handelt es sich um eine direkte Transaktion, also Peer-to-Peer (P2P), es ist physisch und gleichzeitig einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Beim Bargeld gibt es keine Verzinsung, da es sozusagen von einem Geldbeutel zum anderen „wandert“, also P2P. Somit ist Bargeld gleichzeitig ein Hort der Anonymität.

Das Giralgeld wird von den Geschäftsbanken herausgegeben. Es stellt einen Anspruch auf Auszahlung von Bargeld dar, den wir gegenüber der Bank erheben können. Solange wir das Geld nicht vom Konto abheben, ist es nicht in unserem Besitz. Tatsächlich ist dieses Giral- oder Buchgeld zu nur etwa 10 Prozent mit Bargeld gedeckt. Ansonsten werden diese lediglich durch Forderungen an Kreditnehmer und ggf. noch durch andere Vermögenswerte gedeckt. Daher befürchten Währungshüter auch stets einen Bank Run. Würden also alle Gläubiger gleichzeitig mehr als 10 Prozent ihres Giralgeldes von den Konten abheben, bräche unser Bankensystem in sich zusammen. Damit birgt das Buchgeld ein erhebliches Risiko in sich. So kamen u. a. 2013 die Zyprioten nicht mehr an ihr Geld heran, da die Banken die Geldautomaten deaktivierten, um einen Bank Run zu verhindern.

Zuletzt bleiben noch die Zentralbankreserven. Diese werden selbstverständlich von den Zentralbanken emittiert und sind der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Die Halter dieses Geldes sind Geschäftsbanken. Der Vorteil dieser Geldart ist, dass hier kein Liquiditäts- und Gläubigerrisiko entsteht. Die Zentralbanken können nicht pleitegehen, wie bspw. Geschäftsbanken oder andere Finanzinstitutionen. Die EZB kann jederzeit einfach neues Geld drucken. Damit ist die Zentralbankreserve ein risikofreies und somit attraktives Aufbewahrungsmittel von Werten. Reserven sind grundsätzlich zinstragend, werden digital transferiert und unterstehen dem Einlagezinssatz der Zentralbank. Derzeit ist dieser bei der EZB sogar negativ.

Wie gelangt das Geld in Umlauf?

Grundsätzlich sind für die Emittierung von Geld die Geschäftsbanken zuständig. Durch die Vergabe von Krediten sorgen sie dafür, dass Giralgeld in Umlauf gerät. Doch woher bekommen die Geschäftsbanken ihr Geld? Die beziehen es von der EZB über ein Konto bei der Notenbank, in unserem Fall der Deutschen Bundesbank, und müssen dafür einen Zins zahlen. Es handelt sich also um eine Kreditvergabe von der Zentralbank zur Geschäftsbank. Die Bargeldnoten werden von der Notenbank direkt emittiert. Die Notenbanken sind sozusagen die nationalen Zentralbanken innerhalb des Euro-Währungsraumes. Diese müssen ebenfalls Reserven von der EZB besorgen. Genauso wie im Geschäftsleben müssen die Geschäftsbanken bei der Zentralbank eine Sicherheit hinterlegen und einen Zins zahlen. Die Zinskosten bemessen sich nach dem Leitzins, den die EZB ausgibt. Münzen werden hingegen direkt von den EU-Ländern produziert und in Umlauf gebracht. In Deutschland ist das Bundesministerium für Finanzen dafür zuständig.

Mit dem CBDC bekommen wir eine vierte Geldart hinzu

Ein digitaler Euro wäre eine vierte Art von Geld, die ebenfalls von der Zentralbank ausgegeben würde. Grundsätzlich besteht der Gedanke, dass dieses parallel zu dem Giral- bzw. Buchgeld sowie dem Bargeld zirkulieren soll. Zwar betonen die Geldpolitiker immer wieder, dass das CBDC nur ein ergänzendes Angebot darstellen soll, aber in Wirklichkeit würde die Einführung eines digitalen Euros keine Nachhaltigkeit auslösen, wenn man nicht auch gleichzeitig das Bargeld unmöglich macht, also verbietet. Dazu aber später mehr. Das CBDC wäre in unterschiedlichsten Gestaltungsmöglichkeiten denkbar. Grundsätzlich ermöglicht es die Blockchain-Technologie damit ein ziemlich transparentes und weitestgehend sicheres Geldsystem aufzubauen, sodass digitales Geld ähnliche Eigenschaften wie Bargeld aufweist. Bereits jetzt genießen digitale Kryptowährungen wie der Bitcoin eine hohe Beliebtheit bei vielen Menschen, als alternatives Zahlungsmittel, aber auch als Wertanlage.

Zu den grundlegenden Eigenschaften gehört die Tatsache, dass die Blockchain-Technologie es ermöglicht, Zahlungen zu verbergen bzw. Datensätze zu verschlüsseln und damit für Dritte unzugänglich zu machen. Eine Blockchain ist eine kontinuierlich erweiterbare Liste von Datensätzen, welche man durch kryptographische Verfahren miteinander verkettet. Diese Datensätze nennt man auch Blöcke. Durch die Verkettung entsteht die Blockchain („die Blockkette“). In den einzelnen Blöcken ist ein kryptographischer Hash des vorhergehenden Blocks, die Transaktionsdaten sowie ein Zeitstempel enthalten. Dadurch lässt sich eine Verkettung aller bisherigen Transaktionen ausmachen, wodurch sich die getätigte Übertragung des Wertes als richtig validieren lässt. Durch diese Technologie lässt sich also beweisen, dass die getätigte Transaktion zu den früheren Transaktionen gehört und auf diesen aufbaut. Dadurch entsteht ein System, in dem es unmöglich gemacht wird, Existenz oder Inhalt früherer Transaktionen zu manipulieren oder gar zu löschen, ohne ebenfalls alle späteren Transaktionen zu tilgen. Die anderen Teilnehmer dieser Transaktionskette (der Blockchain), würden demnach sofort Ungereimtheiten im mathematischen Code feststellen können und somit Manipulation aufdecken können. Das macht die Blockchain-Technologie und letztlich auch die Kryptowährungen auch so attraktiv für viele Anwender.

Mit der Blockchain entsteht also ein elektronisches, nicht manipulierbares, unzerstörbares Logbuch. Genau damit entstehen jedoch auch wieder Möglichkeiten, die eine Umgestaltung unserer gesamten Gesellschaft mit sich bringen wird.

Ist unsere Privatsphäre in Gefahr?

Denn damit kann jeder Euro, jeder Cent in der gesamten Kette zurückverfolgt werden. Es kann nachvollzogen werden, wann das Geld wem gehörte und vor allem, was derjenige damit bei wem eingekauft hat. Bedenken wir, dass die Anonymität, die z. B. der Bitcoin verspricht, auf Programmierleistungen seiner Urheber zurückgeht. Das muss die EZB nicht ebenso umsetzen. Es wäre sogar politisch unklug, dies zu tun. Diese Informationen gehen grundsätzlich nicht verloren. Theoretisch wäre es damit in einer Welt der von Zentralbanken emittierten Kryptowährung möglich alle Einkäufe eines Bürgers nachzuvollziehen. Ganz gleich, wie gering auch der Betrag auch gewesen sein mag. Da die Zentralbanken staatliche Institutionen sind, würde der Staat selbst jede einzelne Transaktion eines jeden einzelnen Bürgers überwachen können. Das ganze Leben wird damit in der vom Staat bereitgestellten Blockchain gespeichert – und das für die Ewigkeit.

Jetzt mag der eine oder andere meinen, dass er nichts zu verbergen hat. Doch es muss jedem klar sein, dass der Staat dann nicht nur weiß, mit wem man Geschäfte macht, sondern auch, was die sexuellen Vorlieben, die allgemeinen Präferenzen sind. Wem man Geld spendet oder welche politische Einstellung man hat. Nun – selbst, wenn wir der jetzigen Regierung vertrauen können und davon ausgehen, dass diese solch eine Technologie nicht missbrauchen würde. Wer kann denn garantieren, dass eine künftige Regierung genauso vertrauenswürdig sein wird? Bedenken Sie, die Daten sind für die Ewigkeit im Logbuch gespeichert.

Demnach gibt es hier zu Recht bedenken von Datenschützern. Insbesondere in Zeiten, in denen ganz offensichtlich der Datenschutz dem Infektionsschutz zunehmend untergeordnet wird, sollte man mit wachsamen Augen darauf achten, dass die Privatsphäre und der Schutz der eigenen Daten nicht gefährdet werden.

Es gibt zudem auch die Vorstellung, dass jeder Bürger ein eigenes Konto bei der Zentralbank haben soll. Angenommen, es gäbe tatsächlich nur noch die Möglichkeit über ein Zentralbankkonto mittels digitalem Geld zu bezahlen. Der Staat hätte damit uneingeschränkte Macht über seine Bürger. Rein theoretisch wäre es demnach nicht einmal mehr möglich, sich eine Packung Butter zu kaufen, ohne dass der Staat dafür seine Zustimmung gibt.

Natürlich sind das sehr dystopische Gedanken, aber wer weiß, welche Interessen von einer zukünftigen Regierung verfolgt werden?

Ein weiteres Gedankenspiel: Wenn die Krankenversicherung weiß, was ich zum Frühstück esse

Um noch einen drauf zu setzen: Was wäre, wenn irgendwann aus irgendwelchen Gründen z. B. Krankenkassen Zugang zu diesem Logbuch bekommen würden? Nehmen wir an, dass der Staat ein tatsächlich übergeordnetes Interesse an der Gesundheit seiner Bürger hat. Nehmen wir weiterhin an, dass es in der Zukunft ein reformiertes Beitragssystem gibt, in dem die individuelle Lebensgestaltung eines jeden Menschen zur Ermittlung des Krankenkassenbeitrages herangeführt wird.

Was denken Sie, wie sich der tägliche Zigarettenkonsum, die wöchentliche Flasche Wein oder das Spiegelei zum Frühstück auf Ihren Krankenkassenbeitrag auswirken würden?

Welche Möglichkeiten würde es hier für den Staat geben bspw. ein klimafreundlicheres Verhalten bei den Bürgern zu erzielen? Es wäre rein theoretisch der beschränkte Zugang zu bestimmten Leistungen möglich. Vielleicht können Sie dann nur noch zu bestimmten Zeiten oder in vorgesehenen Mengenbegrenzungen Benzin oder Diesel tanken?

Zugegebenermaßen, handelt es sich um eine wirklich düstere Zukunft, die ich hier skizziere. Ich will selbige auch gar nicht beschwören. Doch sollte man wachsam sein, um solche dystopischen Zustände zu verhindern.

CBDC erhöht Bank Run und Inflation

Durch die Einführung eines digitalen Zentralbankgeldes (CBDC) entstehen aber auch erhebliche Risiken für das Geld- und Finanzsystem selbst. Es gibt aus meiner Sicht drei sehr bedeutende Bruchstellen im CBDC-System: Die Disintermediation, der Bank Run und eine galoppierende Inflation.

Die Disintermediation

Wie bereits oben geschildert, sind die Geschäftsbanken derzeit noch die Hauptemittenten von Geld, welches der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Ihr hauptsächliches Geschäftsmodell besteht in der Vergabe von Krediten und der Erwirtschaftung der sich daraus ergebenden Zinsen. Auf der anderen Seite arbeiten die Geschäftsbanken natürlich auch mit den Einlagen, die ihre Kunden bei ihnen auf den Konten lagern – Giralgeld genannt. D. h. die Geschäftsbanken fungieren als sog. Finanzintermediäre. Sie sind also Vermittler des Geldes. In einem Geldsystem, in dem die Bürger zumindest die Möglichkeit bekommen, ein Konto bei der Zentralbank zu halten, bekämen die normalen Geschäftsbanken eine heftige Konkurrenz. Denn da Zentralbanken de facto nicht insolvent gehen können, bietet es sich an, das Buchgeld lieber auf einer Notenbank zu parken, die sicherer ist. Den herkömmlichen Geschäftsbanken würde ein wesentlicher Teil ihrer Einlagen wegbrechen. Das Ausschalten der Geschäftsbanken als Vermittler des Geldes käme damit einer Disintermediation gleich.

Der Bank Run

Des Weiteren würde sich die Gefahr eines Bank Run durch die Einführung eines digitalen Zentralbankgeldes massiv erhöhen. Aus den oben bereits geschilderten Gründen würde es demnach zu einer Flucht des Geldes von den Geschäftsbanken hin zur Zentralbank geben. Es ist einfach sicherer, sein Geld direkt bei der EZB oder der Deutschen Bundesbank zu parken, als es auf einer Geschäftsbank zu lassen, die wohlmöglich aufgrund dieser Entwicklung zunehmend ins Straucheln gerät. Da ohnehin lediglich ca. 10 Prozent der Buchgeldmenge durch tatsächliches Bargeld gedeckt sind, würde die Einführung eines digitalen Euros diese Gefahr noch potenzieren. Die Gefahr eines Bank Runs besteht auch jetzt bereits. Das Eurofinanzsystem hat spätestens seit 2008 erheblich an Vertrauen verloren. Tatsächlich hat sich das Finanzsystem seit dem Weltfinanzcrash vor ca. 13 Jahren nicht vollends erholt. Auch während der Anfänge der Corona-Pandemie haben sich hier spürbare Bewegungen des Geldes von den Geschäftsbankkonten weg gezeigt (siehe z. B. diesen Tagesspiegel-Bericht). Es ist bezeichnend, dass die Sparkassen dieser Zeit betonten, wie sicher die Einlagen sind und es daher nicht notwendig sei, so viel Geld vom Konto abzuheben. Gleichzeitig warnten sie auch davor, zu viel Geld zu Hause aufzubewahren. Da sollte man hellhörig werden. Denn wenn genügend Bargeld vorhanden ist, warum müssen die Banken die Menschen dann mit solchen Meldungen beruhigen bzw. sogar vor dem angeblich nicht das Bankensystem bedrohenden Verhalten warnen?

Die galoppierende Inflation

Der Alptraum aller Währungshüter ist die galoppierende Inflation. Unter Inflation versteht man im Allgemeinen den Anstieg von Preisen. Allerdings handelt es sich dabei lediglich um eine Folge, die sich aus der Inflation ergibt. Das Wort ist aus dem Lateinischen abgeleitet und bedeutet so viel wie „Aufblasen“ oder „das Sichaufblasen“. Tatsächlich handelt es sich dabei um die Ausweitung der Geldmenge, womit eine Entwertung desselben einhergeht. Grundsätzlich stellt die Geldmenge quantitativ die Nachfrage innerhalb einer Volkswirtschaft dar. Dem stehen die Waren und Dienstleistungen als Angebot gegenüber. In einem ausgeglichenen Markt (Marktgleichgewicht) sind Angebot und Nachfrage gleich. Wird die Geldmenge „aufgebläht“, erhöht sich auch die Nachfrage. Bei konstantem Angebot, also bei ausbleibenden Wirtschaftswachstum, wird also das Geld zunehmend entwertet. Man kann also für das gleiche Geld weniger Waren und Dienstleistungen nachfragen.

Aufgrund des Naturgesetzes, dass sich die Preise aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage ergeben, steigen dann automatisch auch erstere bei einer ausgeweiteten Nachfrage (Geldmengenerhöhung) und stagnierendem Angebot (Waren und Dienstleistungen). Die Inflation ist also ein Marktungleichgewicht zu Gunsten der Nachfrage.

Gemäß der Quantitätstheorie gehört neben der reinen Geldmenge auch die Umlaufgeschwindigkeit, die das Maß der Nachfrage ergibt. Die Nachfrage ist demnach das Produkt aus Geldmenge und der Anzahl der Wechsel des Geldes.

Durch die Einführung eines digitalen Zentralbankgeldes, das einer breiten Öffentlichkeit zugänglich ist, würde sich die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes massiv erhöhen. Die Übertragung der Werte wäre per Mausklick oder gar per App via Smartphone möglich. Vorausgesetzt der digitale Euro ersetzt das Bargeld komplett, würde dies also zu einem vermehrten Umschlagen des Geldes führen. Neben der ohnehin durch die Quantitative Easing Programme der EZB (Eine Erklärung dafür findet sich hier) massiv ausgeweiteten Geldmenge würde dann auch noch eine massiv erhöhte Umlaufgeschwindigkeit eintreten. Die Folge könnte eine galoppierende Inflation sein.

Unter der galoppierenden Inflation versteht man einen rasanten und kaum noch kontrollierbaren Preisanstieg zwischen 30 und 50 Prozent pro Monat.

Was bedeutet das für mich?

Wie wir oben bereits gesehen haben, birgt das digitale Zentralbankgeld auch einige Risiken. Wie das CBDC letztendlich gesellschaftlich und ökonomisch ausgestaltet wird, können wir natürlich nicht wissen. Es ist auch nicht gesagt, dass jeder einzelne EU-Bürger hier ein direktes Zentralbankkonto bekommen wird. Vielleicht wird die EZB auch nur mit mobilem digitalen Vollgeld arbeiten oder es wird nur einen indirekten Zugang zu der Zentralbank (Whole-CBDC) geben. Die Möglichkeiten sind verschieden und könnten theoretisch auch von EU-Land zu EU-Land variieren. Als weitestgehend sicher kann jedoch angesehen werden, dass es zu der Einführung eines digitalen Zentralbankgeldes kommen wird – soweit es nicht einen grundlegenden Paradigmenwechsel innerhalb der Währungspolitik gibt. Denn letztendlich haben die Währungshüter und Finanzpolitiker kaum eine andere Wahl, wenn sie das Finanzsystem retten wollen, welches bereits seit 2008 in sich marodiert.

Gemäß dem Motto „Hoffe auf das Beste und rechne mit dem Schlimmsten“, sollte man auch auf die düstere Dystopie des gläsernen Menschen und der galoppierenden Inflation vorbereitet sein.

Bitcoin und andere Kryprowährungen

Der Bitcoin als erste weltweite Kryprowährung macht momentan eine sehr gute Figur als Anlageobjekt. Auch wenn sein intrinsischer Wert geringer ist als die Baumwolle, aus der die Euroscheine bestehen – immerhin kann man mit selbigen noch tapezieren, sollte der Kaufwert gegen 0 gehen – verspricht die dahinterliegende Blockchain-Technologie ein sehr stabiles Vertrauensgerüst. Es mag komisch klingen, aber diese Bits and Bytes, aus denen der Bitcoin besteht, werden auf Dauer einen höheren Tauschwert erzielen als Gold, Silber oder andere Edelmetalle. Dennoch gibt es zwei grundlegende Merkmale, die mich persönlich zurückschrecken lassen, zu viel auf dieses Pferd zu setzen. Zunächst erinnert der Hype der Kryptowährungen an die Dotcom-Bubble oder andere „Hausfrauen-Hausse“. Jeder, ob Taxifahrer, Profianleger oder Hausfrau wollen in den Bitcoin investieren. Da bewegt sich demnach zu viel „stupid money“ und muss früher oder später zumindest eine Korrektur erfahren. Zweitens stellt der Bitcoin die wohl größte Konkurrenz eines digitalen Währungssystems dar, weshalb man sich nicht darauf verlassen sollte, dass er weiterhin ohne Einschränkungen existieren darf, wenn das CBDC erst einmal eingeführt ist. Das kann bis hin zum Verbot führen.

Gold als „sicherer Hafen“

Gold ist ein sicherer Hafen, da es das älteste und vertrauenswürdigste Anlageobjekt der Welt ist. Obgleich man sich über den tatsächlichen intrinsischen Wert und den Nutzen dieses Edelmetalls streiten kann, genießt es weltweit und seit tausenden von Jahren in nahezu allen Kulturen den Ruf eines ewig haltbaren Investments. Über die Eigenschaften ist schon viel geschrieben worden und es kann als apriorisch angesehen werden, dass Gold werthaltig und vertrauenswürdig ist. Fakt ist, dass man es in jedem Land wird verkaufen können. Es ist kein typisches Renditeobjekt, wie bspw. der Bitcoin, der zudem hochspekulativ ist, wie wir gesehen haben. Bei Gold handelt es sich um eine Sicherheit. Man kann sein Vermögen bspw. vor Entwertung, also Inflation schützen. Ganz gleich wie der momentane Goldpreis stehen mag, sollte man welches kaufen, wenn man keins hat. Gold ist ein sicherer Hafen und bietet Schutz vor der schleichenden Enteignung der Geldlockerungspolitik und erst recht vor galoppierender Inflation. Sollte es zu einem Bank Run kommen, wird physisches Gold davon eher profitieren. Auch Gold kann theoretisch verboten werden – wie es uns die Geschichte lehrt. Es ist bei weitem nicht so wertvoll für die Industrie wie z. B. Silber. Doch wird sich auch die Politik vor solchen Eingriffen hüten. Zumindest ist nicht zu erwarten, dass es wenn dann ein weltweites Goldverbot gäbe. Des Weiteren würde sich ein Verbot leicht abzeichnen, womit genügend Zeit wäre, um das Gold bspw. in Silber oder in andere Wertanlagen zu wechseln.

Silbermünzen bedeuten Freiheit

Mit Silber lassen sich bekanntlich temporär Gewinne erzielen, da das Metall viel volatiler ist als Gold. Es gibt hier keinen kontinuierlichen Preisanstieg. Dennoch wird es zunehmend nachgefragt, womit sich auch der Tauschwert auf Dauer erhöhen wird. Sollte das CBDC zu der vollkommenen Beseitigung des Bargeldes führen, ist damit, wie oben bereits beschrieben, ein sehr wichtiger Aspekt unseres Lebens gefährdet: unsere Privatsphäre. Silbermünzen können diese schützen, indem sie als Zahlungsalternative auch für kleinere Kaufaktionen dienen. Gleiches gilt theoretisch auch für kleine Stückelungen von Gold. Die sind allerdings teurer, denn je kleiner die Stückelung ist, desto höher der Aufwand zur Gestehung pro Gramm. Silbermünzen hingegen haben aufgrund ihrer Prägung einen gewissen Anziehungswert auch für kleinere Anleger und ggf. auch für Sammler. Der Sammelcharakter wird in Krisenzeiten oder im Zusammenhang mit Transaktionen außerhalb des CBDC nicht unbedingt honoriert, aber eine Silberunze Maple Leaf oder den recht neuen Krügerrand Silber erkennt jeder. Zudem sind die Preise erschwinglich. Silber wird ja auch gerne als das Gold des kleinen Mannes bezeichnet. Silber kann im Gegensatz zum Bitcoin oder auch zu Gold nicht so einfach beschränkt werden, da es ein viel zu wichtiger Rohstoff für die Industrie ist. Damit dienen Silbermünzen perfekt als Alternative zu einem evtl. digitalen Zentralbankgeldsystem.

Fazit

Die Zeiten sind ohnehin turbulent und niemand von uns hat eine Glaskugel. Vielleicht werden die bereits jetzt schon Gestalt annehmenden Pläne zur Einführung eines digitalen Zentralbankgeldes nie Wirklichkeit. Vielleicht kommt es sogar zu einem Paradigmenwechsel in Wirtschaft und Politik, so dass die Pläne irgendwann ad acta gelegt werden. Verlassen sollte man sich besser nicht darauf. Auch wenn ich selber stets das Beste hoffe, so sehe ich doch eine zumindest zeitweise düstere Zukunft für Eigentum und Wohlstand. Wer in solchen Zeiten nicht gläsern sein will, sollte daher Edelmetalle griffbereit haben. Für stürmische Etappen gewappnet zu sein, hat noch niemanden geschadet. Auf jeden Fall hilft es ungemein, sich auch auf Eventualitäten einzuspielen.

Der Artikel erschien zuerst auf dem Finanzblog der Noble Metal Factory OHG und ist hier abrufbar.

Pierre Dornbrach ist Wirtschaftsingenieur und studiert derzeit nebenberuflich Rechtswissenschaften. Er befasst sich seit mehr als 10 Jahren mit Fragen rund um das Thema Finanzen, Vermögensaufbau und Wirtschaftspolitik. Zudem ist er Geschäftsführer der Pentallum OHG, die sich auf den Vertrieb von Edelmetallen spezialisiert hat. Neben dem großen Thema Gold und Silber hegt er eine Faszination für die Turbulenzen an den Börsen sowie für die Geopolitik.